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Manifest zur Körperschaft Young Responsible Artists
YRA
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# Die Young Responsible Artists,
im folgenden nur noch YRA genannt,
sind eine nach streng konservativen Wertvorstellungen ausgerichtete Körperschaft von Künstlerinnen und Künstlern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren.
Das Alter ist frei zu wählen.
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# Der Beitritt zu den YRA erfolgt mit der Unterschrift unter dieses Manifest und wird mit dem Annähen eines YRA-Knopfes durch einen Repräsentanten von Haus am Gern oder durch einen/eine ältere/n YRA-Bruder/YRA-Schwester beglaubigt.
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# Eine YRA-Mitgliedschaft ist a priori nicht reversibel.
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# Haus am Gern behält sich vor, YRA-Brüder und YRA-Schwestern ohne Nennung von Gründen aus den YRA auszuschliessen.
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# Die YRA sind bereit für die Wahl der Kriterien, die Wahl der Ziele, die Wahl der Werte. Hierfür stehen ihnen folgende Wahlen zur Auswahl:
1. die Erfahrungswahl
2. die Geschmackswahl
3. die Leidenschaftswahl
4. die Sicherheitswahl
5. die Angstwahl
6. die Zwangswahl
7. die Notwendigkeitswahl
8. die Neugierwahl
9. die Experimentalwahl
10. die Zufallswahl
11. die Willkürwahl
12. die tragische Wahl
Nur so ist angesichts des uferlosen Meers an Möglichkeiten, das mutlos machen könnte, eine erste Orientierung zu gewinnen, noch dazu eine, die, wenn sie sich in der folgenden kritischen Befragung und Klärung bewährt, genügend affirmative Kraft mit sich führt, um das Selbst über vielfältige Hürden von der in Frage stehenden Wahl über den Prozess der Urteilsbildung bis zur Umsetzung der getroffenen Wahl zu tragen.
(Wilhelm Schmid: Philosophie der Lebenskunst)
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# Die YRA geniessen die eherne Festigkeit einer geregelten Kunst.
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# Die YRA bewahren sich eine heile Welt.
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# Ein YRA bekennt sich mit seiner Unterschrift und notfalls auch öffentlich zu folgenden Aussagen:
1. Ich habe den Mut zum Konservatisums
2. Ich habe den Mut zum Neid
3. Ich habe den Mut zur Auto-Motivation
4. Ich habe den Mut zum negativen Denken
5. Ich habe den Mut zur Rücksicht
6. Ich habe den Mut zur Strenge
7. Ich habe den Mut zur Sorge
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# Die YRA legen Wert auf Äusserlichkeit und Schönheit.
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# Das leitende YRA-Kriterium, das die verschiedenen Einzelkriterien durchdringt und das zu wählen für ein YRA zwingend ist, ist die Wahl derjenigen Wahl, die das Bejahenswerte und Schöne verwirklicht; wobei dasjenige bejahenswert ist, wofür der oder die YRA mit seiner oder ihrer Existenz einstehen kann; umgekehrt ist meidenswert was nicht existentiell legitimiert werden kann. Wobei die Kriterien, die zu dieser Wahl führen, selbst eine Frage der Wahl sind, also einer Urteilsbildung bedürfen, was wiederum die Frage nach dem Metakriterium aufwirft, das in diesem Fall ein konservatives zu sein hat.
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# Die YRA übernehmen die Verantwortung für dieses Metakriterium.
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# Die YRA springen in die Seile.
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# Jeder / jede YRA verpflichtet sich, einen jüngeren YRA-Bruder oder eine jüngere YRA-Schwester zu gewinnen und mit dem Annähen eines Knopfes zu beglaubigen.
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# Die YRA üben sich im Zorn, indem sie monatlich drei zornige Tage einhalten.
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# Die YRA üben sich in Zensur.
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# Die YRA erkennen sich am Lächeln der Mona Lisa und begrüssen sich mit einem kurzen YRA-Handzeichen.
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# Die YRA verstellen sich zum Geringeren hin und scheuen sich nicht, den Anderen als Verkörperung der Dummheit zu erscheinen.
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# Die YRA messen an Kunstanlässen die Qualität und spiegeln das Resultat auf ihren Gesichtern. Das Kriterium für das Messen der Qualität ist die eigene Überheblichkeit.
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# Die YRA setzen Klugheit voraus, aber nicht nur.
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15. Mai 2001
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